Zukunftskonzepte in der Wundbehandlung
Der Interdisziplinäre WundCongress hat in diesem Jahr wieder mehr als 1000 Besucher angezogen. Laut Veranstalter PWG-Seminare konnte damit an die hervorragenden Ergebnisse der vergangenen Jahre angeknüpft werden. Diesmal standen unter dem Titel “Wundbehandlung 2020 – chronische Wunden heilen doch?!” zukunftsweisende Therapiekonzepte in der Langzeit-Wundbehandlung im Fokus.
Mit einer Rekord-Teilnehmerzahl von mehr als 1000 Besuchern ist am Donnerstag, 24. November, in den Kölner Sartory-Sälen die neunte Auflage des Interdisziplinären WundCongresses (IWC) – eine der größten Fachveranstaltungen zum Thema Wundversorgung in Deutschland – über die Bühne gegangen. Die aus dem ganzen Bundesgebiet und teils aus angrenzenden Nachbarländern angereisten Kongressgäste erwartete ein sehr umfangreiches Veranstaltungsangebot.
Angefangen von dem mit Vorträgen aus den Gebieten Medizin, Pflege und Recht gespickten Hauptprogramm, über die vier parallelen Satellitensymposien zu Biofilm, Wundbettversorgung, Haut und Hygiene und Kompression bis zu einem Insel-Workshop mit hohen Praxisbezug, bei dem die Teilnehmer Débridement‑, Entstauungs- und Wickeltechniken lernen konnten. Darüber hinaus boten über 50 Aussteller auf der zeitgleich verlaufenden Industriemesse in Foyer und Obergeschoss des Veranstaltungszentrums im Kölner Friesenviertel ihre Neuheiten an.
Der Mensch als entscheidender Faktor im Behandlungskonzept
Mottogetreu wurden neue Behandlungsansätze und vielversprechende Zukunftskonzepte präsentiert, die Beiträge dazu liefern, als irreversibel angesehene Wunden doch zurückbilden zu können. Hierunter subsumierten sich im Hauptprogramm Beiträge über den Zusammenhang zwischen einer adäquaten Ernährungstherapie und dem Wundheilungsprozess, der Bedeutung der fachgerechten Kompressionsbehandlung für die Abheilung eines Ulcus cruris oder den Erkenntnisgewinn durch die transparente Offenlegung der Behandlungsdaten mittels digitaler Dokumentation.
Den Anfang machte PD Dr. Gunnar Riepe. Der “Wundarzt aus Boppard”, der unter anderem durch die von ihm mitentwickelte Wunduhr bekanntgeworden ist, referierte über die Funktion von Sauerstoff bei der Wundversorgung. Er stellte unterschiedliche Behandlungs-Ansätze vor und schilderte deren Vor- und Nachteile – von einer Hämoglobin-Lösung über eine Sauerstoff-Pumpzufuhr sowie Konzepte, die mit Über- bzw. Unterdruck arbeiten.
Ihm schloss sich der Vortrag von Dr. Alexander Risse an. Der Chefarzt des Diabeteszentrums am Klinikum Dormund rechnete darin so schonungslos wie humorvoll mit falschen Vorstellungen zum Thema “Patient Empowerment” und Compliance, also patientenseitiger Therapietreue, ab: “Wir sind als Mediziner und Pfleger darauf konditioniert, anderen Menschen zu helfen – auch wenn sie sich manchmal gar nicht helfen lassen wollen.” Bei der Totalverweigerung bleibe am Ende aber nur der Respekt vor der Entscheidung des einsichtsfähigen Patienten – freilich nur nach einer vorangegangenen Aufklärung über die Folgen.
Des Weiteren ging Michael Schmitz, Geschäftsführer der MCS Medical Consulting, auf die Rolle der EDV-Dokumentation für den Therapieerfolg ein; Rolf Höfert, Geschäftsführer des Deutschen Pflegeverbandes (DPV), zeigte die haftungsrechtlichen Dimensionen der Wundversorgung auf. Während durch zumutbare Hygienemaßnahmen vermeidbare Infektionen in die Verantwortung der Einrichtung fielen, stellte er in Bezug auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamm jedoch fest: “Eine absolute Keimfreiheit kann in einem Krankenhaus nicht gewährleistet werden.”
Seine Jubiläums-Auflage wird der Interdisziplinäre WundCongress am 30. November 2017 feiern, erneut in den Kölner Sartory-Sälen. Unter dem Motto “Wundversorgung im Wandel” werden dann medizinische, rechtliche und organisatorische Weiterentwicklungen im Wundmanagement im Fokus stehen. Mehr Informationen zur Veranstaltung unter: www.wundcongress.de
Dieser Beitrag erschien erstmals in der Fachzeitschrift Rechtsdepesche.