Interdisziplinärer WundCongress 2017 erfolgreich zu Ende gegangen
Eine Legaldefinition des Verbandmittel-Begriffs, die Motivationsförderung von Patienten mit chronischen Wunden, eine an die Bewegung orientierte Kompressionstherapie oder die phasengerechte Behandlung im ambulanten Bereich: Das waren nur einige der vielen Themen des Interdisziplinären WundCongresses (IWC) vom 30. November 2017 in Köln.
Seit 2007 veranstaltet das in Köln ansässige Fortbildungsinstitut PWG-Seminare den Interdisziplinären WundCongress (IWC). Und das mit stetig wachsendem Erfolg, wie Initiator und Institutsleiter Prof. Dr. Volker Großkopf gleich bei seiner Begrüßungsrede anmerkte: So fand das dem IWC vorangegangene Veranstaltungsformat noch im kleinen Rahmen mit bescheidener Teilnehmerzahl in einer Kölner Jugendherberge statt. Der erste IWC hingegen benötigte schon deutlich mehr Fläche und bezog deshalb von Anfang an Platz in den traditionsreichen Sartory-Sälen. Von da an ging es sprunghaft nach oben und die Zahl der Besucher stieg kontinuierlich auf die heutige Marke von ca. 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Am 30. November 2017 fand nunmehr die zehnte Auflage des IWC statt. Die Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Titel “Wundversorgung im Wandel” stand, stellte den Besucher – wie schon zuletzt – wieder vor die Qual der Wahl: Denn parallel zum eigentlichen Kongress im Hauptsaal fanden in angrenzenden Räumlichkeiten insgesamt vier Satellitensymposien sowie zwei Workshops statt. In diesen wurden u.a. Themen wie Unterdruck-Therapie, Hautschutz, sekundäre Individualprävention, bewegungsorientierte Kompression sowie Ulkustherapie behandelt. Weiterhin wurden ein neuartiges Wundassessment-Instrument sowie Fall- und Erfahrungsberichte aus der Praxis präsentiert. Und nicht zuletzt luden über 50 Aussteller auf der zeitgleich in einem Nebensaal sowie im Foyer und im Obergeschoss verlaufenden Industriemesse zu Gesprächen über ihre Produkte und Dienstleistungen ein.
Doch auch wer “nur” im Hauptprogramm blieb, konnte von spannenden Beiträgen profitieren: Den ersten Vortrag hielt Veronika Gerber, Vorstandsvorsitzende der Initiative Chronische Wunden (ICW). Unter dem “Light my fire” ging sie auf das Thema der Motivationsförderung bei Patienten mit chronischen Wunden ein. Der Vortrag enthielt eine besonders persönliche Note: Gerber ging in ihrem Vortrag beispielhaft auf das Schicksal ihres Ehemanns ein, der vor Jahren eine Querschnittslähmung erlitt und seitdem auch immer wieder langwierige Wundsituationen erfahren musste. Am Ende des schwungvoll gehaltenen Vortrags war allen klar: Patienten zu motivieren ist eine keinesfalls einfache, aber auf in jedem Fall eine lohnenswerte Aufgabe.
Nach diesem Beitrag sollte ursprünglich Dr. Christian Münter aus Bramfeld sprechen. Dieser war jedoch aus beruflichen Gründen verhindert. Ihn vertrat Dr. Angela Sauerwald vom Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) mit einem Beitrag, der wahrscheinlich die höchste Brisanz enthielt. Konkret ging es in ihrem Vortrag um die Legaldefinition des Begriffs “Verbandsmittel”, die jüngst mit dem Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz (HHVG) eingeführt worden ist. Die Einführung hat zu einer erheblichen Verunsicherung bei den Produktherstellern, den Anwendern und den Patienten geführt. Dies insbesondere deshalb, weil mit der Begriffsfestlegung auch eine Abgrenzung zu sogenannten “sonstigen Produkten zur Wundbehandlung” erfolgen soll, was sich wiederum auf eine zukünftige Kostenerstattung auswirken könnte. Entsprechende Kriterien zur Abgrenzung werden derzeit vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G‑BA) erarbeitet.
Auf ein ganz anderes Problem ging Dr. Dirk Hochlenert aus Köln ein. Der renommierte Arzt, der das Netzwerk Diabetischer Fuß Köln und Umgebung e.V. mit aufgebaut hat, forderte zu einer genaueren Betrachtung der jeweiligen Wunde auf. Denn Wunden würden nicht einfach willkürlich an einem bestimmten Ort entstehen und zufälliges Erscheinungsbild wählen, so Hochlenert. Vielmehr könne die genaue Betrachtung der Wunde bereits wichtige Hinweise für die weitere Behandlung liefern. Um dies zu unterstreichen präsentierte Hochlenert in seinem Beitrag eine Vielzahl an Bildern und Videosequenzen aus seiner Praxis.
Nach der Mittagspause ging es weiter mit Thomas Bonkowski von der Uniklinik Regensburg. Dieser nahm den Schwerpunkt seines Beitrages – die Bewegungsförderung – genau und mobilisierte das Saalpublikum erst einmal mit einigen kleinen Übungen. Weniger praktisch, dafür wissenschaftlich präzise, ging es dann in dem Vortrag von PD Dr. Andreas Schwarzkopf zu. Der Facharzt für Mikrobiologie ging auf die neuesten Erkenntnisse zur Diagnostik und Eradikation von Mikroerregern, die immer noch die häufigste Ursache für Probleme bei der Wundheilung sind, ein.
Zum Abschluss erfolgte ein Beitrag mit Doppelmoderation: Kongressinitiator und Jurist Prof. Dr. Volker Großkopf ging gemeinsam mit dem Mediziner Dr. Karl Schuhmann (Düsseldorf) beim “Tatort” Wunde auf Spurensuche. Zum einen präsentierten sie tatsächliche Praxisfälle, die sie aus dem Blickwinkel ihrer jeweiligen Profession betrachteten, und zum anderen zeigten sie die Aspekte auf, die bei einer juristischen Nachbetrachtung vor Gericht zum Tragen kommen würden.
Der Termin für den nächsten Interdisziplinären WundCongress steht bereits fest: 2018 wird der IWC am Donnerstag, den 29. November stattfinden. Weitere Informationen hierzu gibt es unter: www.wundcongress.de