Es gibt nichts Gutes, außer man tut es
Vor dem Hintergrund der Personalknappheit, der Sparmaßnahmen und der hohen Arbeitsintensität im Gesundheitsdienst rückten die Veranstalter auf der 6. Winterakademie das Thema Mitarbeiterbindung und ‑gewinnung in den Vordergrund.
Die Vermittlung von Kommunikationsformen und ‑techniken bildeten dabei ein Schlüsselelement: Alle reden aneinander vorbei. Die einen analysieren die betrieblichen Herausforderungen und treffen Vorbereitungen zur Kompensierung der erwarteten Veränderungen. Der andere Teil lehnt sich auf die bestehenden Einrichtungsstrukturen zurück und fegt notwendige Aktionspläne einfach vom Tisch. Der Berliner Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Ralf Susenbeth griff zum Wochenauftakt diese für Kranken- und Pflegeeinrichtungen nicht untypische Situation auf und erläuterte durch lebensnahe Beispiele die zentrale Bedeutung der Selbstreflektion, um mit den Teilnehmern in der Folge Modelle und Methoden des Konfliktmanagements zu erarbeiten. Aus der Erkenntnis, dass auch jedem Widerspruch das Moment der Produktivität innewohnt, wurden anhand einer Checkliste klassischer Konflikte Interventionsszenarien besprochen und durchgespielt. Spielerische Gelegenheit zur Vertiefung des Erlernten hatten die Teilnehmer unter Leitung von Dr. Susenbeth in den frühen Abendstunden. Am Beispiel des Tango Argentino konnten die Teilnehmer ihr Führungsverhalten auf die Probe stellen.
Kommunikationstechniken können aber nicht nur zur Mitarbeiterbindung und ‑gewinnung eingesetzt werden, sondern dienen auch der Verbesserung der Bewohner- bzw. Patientenbeziehung. Diesem Thema widmete sich die Supervisorin Brigitte Münzel aus Köln. Sie ermutigte zu empathischen Verhaltensveränderungen gegenüber den Patienten und plädierte für eine bewusste Auseinandersetzung mit Problemsituationen. Münzel erinnerte daran, dass professionelle Gesundheitshilfe nur dann wirksam sein kann, wenn die Helfer die empfohlenen Maßnahmen auch selbst beherzigen.
“Pacing” und “Leading” waren die Schlagworte mit denen der Münchener Coach Dr. Claus Wunderlich die Mysterien einer fruchtvollen Mitarbeiterführung entschlüsselte. Mithilfe von klassischen NLP-Ansätzen legte er seinen Zuhörern die Bedeutung der Vorbildfunktion von Verantwortungsträgern ans Herz.
Der Kölner Rechtsanwalt Hubert Klein stieg auf der juristischen Ebene in die Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ein. Einer seiner Ratschläge lautete: Fehlverhalten sofort rügen, positive Erfahrungen fördern!
Klein konzentrierte sich daneben auf die Betrachtung der Vergütungsmöglichkeiten, die über das reguläre Arbeitsentgelt hinausgehen. Gewähren Arbeitgeber Leistungszulagen und Prämien, so müssen diese unter Absprache mit der Personalvertretung an einem Leistungsbemessungssystem ausgerichtet werden. Im Gesundheitswesen werden diese Parameter bevorzugt durch Leistungsbeurteilungen abgebildet. Möglich sei jedoch auch eine Zielvereinbarung, die sich beispielsweise durch das Erreichen einer gewissen Arbeitsmenge oder durch monetären Einsparungen auf der Station oder in der gesamten Einrichtung abgebildet werden kann. Schließlich mahnte Klein bei der Einführung von Boni-Systemen die Einhaltung der AGG-Normen an. Keinesfalls dürfe eine Ausschüttung gegen die Diskriminierungsmerkmale des § 1 AGG verstoßen.
Medizinisch-wissenschaftlicher Höhepunkt des Akademieprogrammes war die Vorstellung eines neuartigen Systems zur Erfassung des Thromboserisikos und zum Management der Thromboseprophylaxe. “TRAMS” nennt der Berliner Gefäßchirurg Dr. Colin M. Krüger sein Dokumentationstool, von dem er sich eine bundesweite Vereinheitlichung des Thromboseprophylaxeregimes verspricht (siehe auch: RDG 2013, S. 58).
Zur Abrundung der diesjährigen Winterakademie des G&S Verlages standen schließlich noch der Besuch des Hospitals San Roque in Maspalomas und der Wohnanlage “Miraflor” in Playa del Inglés auf der Tagesodnung, die sich auf pflegebedürtige deutsche Urlauber und deren Angehörige spezialisiert hat.
Die 7. Winterakademie ist für die Zeit vom 8. bis 15. Februar 2014 geplant. Informationen und Anmeldemöglichkeiten finden Sie im Internet auf dem neu eingerichteten Veranstaltungsportal. Der aktuelle Videobericht der Veranstaltung sowie ein Interview mit dem Einrichtungsbetreiber der Wohnanlage “Miraflor” sind dort ebenfalls hinterlegt.
Dieser Beitrag erschien erstmals in der Fachzeitschrift Rechtsdepesche.